Cannabis-Psychose – vom Rausch zum Wahn
Fälschlicherweise als „weiche“ Droge bezeichnet, gehört Cannabis zu den weltweit am häufigsten konsumierten illegalen Rauschmitteln. Die Hemmschwelle, das Kiffen einmal zu probieren, ist in den vergangenen Jahren gesunken, da mehr und mehr Länder den Konsum von THC (Tetrahydrocannabinol) legalisieren oder medizinisches THC zur Behandlung von Krankheiten zulassen. Vielen Konsumenten ist dabei unbekannt, dass der Genuss der Droge zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringt – von Schlafstörungen bis hin zu Konzentrations- und Leistungsproblemen. Unterschätzt wird vor allem die sogenannte Cannabis-Psychose. Laut unterschiedlichen Studien ist das Risiko für das Auftreten einer solchen Psychose bei kiffenden Menschen um ein Drittel erhöht.
Cannabis-Psychose
Die Cannabis-Psychose ist eine Sonderform der Psychose – ausgelöst durch den Konsum von Cannabis. Aus medizinischer Sicht existieren drei Arten von Psychosen:
• Organische Psychosen
• Nichtorganische Psychosen
• Substanzinduzierte Psychosen
Psychotische Störungen, die als Folge einer organischen Erkrankung (Demenz, Gehirntumor etc.) auftreten, bezeichnet man als organische Psychosen. Nichtorganische Psychosen sind beispielsweise die Schizophrenie oder auch die bipolare Störung. Die durch den Konsum einer psychotropen Substanz, wie etwa Cannabis, verursachten Psychosen, nennt man Substanzinduzierte Psychosen, dazu zählen auch durch erhöhten Alkohol-, Amphetamin- oder Kokainkonsum ausgelöste Psychosen. Bei Cannabis führen vor allem die Stoffe mit einem hohen THC-Gehalt zu einer Psychose. Diese kann entweder reversibel (von vorübergehender Art) oder irreversibel (bleibend) sein.
Kiffen statt Alkohol?
Für eine wachsende Anzahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gehört der Cannabis-Konsum zum Alltag. Laut Statistik haben 25 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 Jahren bereits Cannabis konsumiert und so hat das Kiffen Einzug in den Alltag gehalten und wird oft als ungefährlichere Alternative zu Alkohol betrachtet. Doch regelmäßiges Kiffen lässt das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, stark ansteigen, wie zahlreiche Studien bereits gezeigt haben. Nach neuesten Erkenntnissen sind vor allem Personen betroffen, die bereits sehr jung mit dem Kiffen begonnen haben. Eine deutsche Studie zum Thema Early Developmental Stages of Psychopathology hat nachgewiesen, dass mehr als 30 Prozent der Teilnehmer, die im Alter zwischen 14 und 24 Jahren erstmals regelmäßig Cannabis konsumierten, nach dreieinhalb Jahren psychotische Symptome aufzeigten.
Vom Cannabis zur Psychose
Nicht jede Person, die Alkohol trinkt, wird gleich süchtig. Und so muss nicht jeder Cannabis-Konsum in einer Psychose resultieren. Dennoch gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen den typischen Symptomen und dem Konsum der Droge. Wie Cannabis die Symptome verursacht, konnte jedoch bislang nicht abschließend untersucht werden. Es lässt sich aber nicht von der Hand weisen, dass Cannabis als psychotrope Substanz auf den Neurotransmitter-Stoffwechsel des Menschen Einfluss nimmt, was zu einer veränderten Wahrnehmung führt.
Laut einer anderen Hypothese wird Cannabis nicht als Verursacher einer Psychose, sondern lediglich als Trigger gesehen. Soll heißen, dass Patienten, die nach dem Kiffen eine drogeninduzierte Psychose erleiden, bereits vorher für eine solche Erkrankung anfällig waren. Dabei besteht die Möglichkeit, dass sich die psychische Störung ohne Cannabiskonsum gar nicht oder erst Jahre später gezeigt hätte.
Symptome einer Cannabis-Psychose
Von einer Psychose betroffene Menschen müssen während der psychotischen Episoden mit unterschiedlichen Symptomen rechnen. Zu den klassischen psychotischen Symptomen zählen:
• Halluzinationen
• Wahnvorstellungen
• Ich-Störungen
• Angst- und Panikattacken
• Kognitive Einbußen
• Antriebs- und Kommunikationsarmut
Nicht alle charakteristischen Symptome werden unmittelbar durch den Cannabiskonsum ausgelöst. Zwar geben Betroffene häufig an, aufgrund psychotischer Symptome eine negative Rauscherfahrung gemacht zu haben. Es ist allerdings theoretisch möglich, dass die Folgen für die psychische Gesundheit erst deutlich nach dem Konsum der Droge zu Tage treten. Und nicht jede Person entwickelt bei einer Cannabis-Psychose dieselben Symptome. Manche Menschen berichten von Sinnestäuschungen wie Lichtblitze, einige hören Stimmen und manche bekommen Angst- und Panikschübe. Mit dem Nachlassen der Wirkung des Cannabis ebben üblicherweise auch die Symptome ab. Dennoch kann es vorkommen, dass Kiffen eine dauerhafte / anhaltende psychotische Erkrankung verursacht, die eine fachmedizinische Behandlung verlangt.
Heilung einer Cannabis-Psychose
Das Thema “erhöhtes Psychose-Risiko” wird von Befürwortern der Cannabis-Legalisierung oft bagatellisiert. Doch es ist nicht zu leugnen, dass ein hoher Cannabiskonsum das Risiko, an einer cannabisinduzierten Psychose zu erkranken, um circa 30 Prozent steigert. Wem nach dem Genuss der Droge Veränderungen in der Wahrnehmung auffallen, sollte den Konsum sofort beenden und sich an einen Arzt wenden. Denn ein Restrisiko bleibt stets erhalten, selbst wenn etliche Formen einer durch Cannabis ausgelösten Psychose von allein wieder vorbeigehen. Schließlich helfen häufig nur langjährige, durch Medikamente gestützte Therapie, die psychotischen Schübe im Zaum zu halten. Und wer bereits von psychischen Problemen betroffen ist, sollte aufgrund des erhöhten Risikos gänzlich vom Konsum der Droge absehen.
Personen, die eine Cannabis-Sucht oder eine Anhängigkeit von mehreren Drogen entwickelt haben, können bei uns im geschützten Rahmen sanft und mit geringen Entzugserscheinungen entziehen. Zum Entzug zählt die körperliche Entgiftung ebenso wie die psychotherapeutische Behandlung, in der die Patienten viel über sich und die Ursachen für den Konsum erfahren. Zudem vermitteln wir, mit welchen Strategien das gesundheitsschädliche Suchtverhalten künftig in einen gesunden, zufriedenstellenden Lebensstil umgewandelt werden kann.