Eine Kombination mit vielen Risiken für die Gesundheit
Fast ein Drittel der Deutschen (circa 30 Prozent) konsumiert regelmäßig Zigaretten oder andere Tabakwaren. Die meisten von diesen 30 Prozent rauchen täglich, es gibt aber auch zahlreiche Menschen, die unregelmäßig oder gelegentlich rauchen. Oft geschieht dies in Kombination mit Alkohol – bei einer Party oder einem geselligen Abend mit Freunden schmeckt die Zigarette zum Bier schließlich besser. Jedoch vergrößern Alkohol und Nikotin (beide Substanzen tragen bereits jeweils für sich ein großes gesundheitsschädliches Potenzial in sich) ihre negative Wirkung auf Körper und Psyche beim gleichzeitigen Konsum um ein Vielfaches.
Eine fatale Beziehung zweier Substanzen
Nikotin und Alkohol sind psychoaktive Substanzen – d.h. sie wirken auf das zentrale Nervensystem ein und verändern die Psyche bzw. das Bewusstsein, indem sie die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn unterschiedliche Mechanismen auslösen. Nikotin aktiviert beispielsweise die Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sowie die von Endorphinen. Sie erzeugen ein Wohlbehagen und fördern die Aufmerksamkeit sowie Konzentrationsfähigkeit. Als Ergebnis fühlt sich der Raucher entspannt, zufrieden und leistungsfähig. Eine ähnliche Wirkung hat Alkohol – es kommt zur Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn, die einen dämpfenden Effekt sowie euphorische Gefühle hervorrufen. Die beiden Suchtstoffe werden daher ebenso gern als „Problemlöser“ wie als Mittel zur Entspannung oder zum Stressabbau konsumiert.
Brisant dabei ist, dass im Gehirn die Effekte registriert und gespeichert werden, die durch Tabak- und Alkoholkonsum verursacht werden. Beide Substanzen assoziiert man folglich mit Glücksgefühlen und Zufriedenheit. Wer also beispielsweise ein Glas Wein trinkt, bekommt daraufhin automatisch Lust auf eine Zigarette und umgekehrt, denn das Hirn schlussfolgert irrtümlich, dass sich der Wohlfühleffekt vergrößert, wenn beides zusammen konsumiert wird. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Die Kombination beider Substanzen führt zur Blockierung der Dopaminausschüttung und es kommt nicht zur vermehrten Ausschüttung von Glückshormonen. Dennoch rauchen und trinken Betroffene beinahe zwanghaft weiter, wodurch sich nicht nur die Gefahren für die Gesundheit vergrößern, sondern zudem das Risiko steigt, an einer Abhängigkeit zu erkranken. Aus diesem Grund überrascht es nicht, dass etwa 90 Prozent aller Alkoholiker angeben, auch zu rauchen.
Wie Alkohol und Zigaretten zusammenwirken
Wenn Alkohol und Nikotin zur selben Zeit im Körper zirkulieren, hat das unterschiedliche Effekte zur Folge. In der Leber kommt es zur beschleunigten Verstoffwechslung des Ethanols zu Acetaldehyd (Ethanal), weshalb der Konsument das Gefühl bekommt, mehr trinken zu können, ohne betrunken zu werden. Eine fatale Einbildung, denn Acetaldehyd ist lediglich ein Zwischenprodukt beim Alkoholabbau und hat ein größeres toxisches Potential als Ethanol. Durch diese beschleunigte Umwandlung und die größere Alkoholmenge verbleibt der schädigende Stoff später länger im Körper. Des Weiteren steigt das Risiko für eine mögliche Alkoholvergiftung, da Raucher die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum zunehmend verlieren.
Ein weiterer Effekt der Kombination von Alkohol und Nikotin: Die Betroffenen werden nicht so schnell müde. Während Bier und Wein eine schlaffördernde Wirkung besitzen, macht Nikotin kurzzeitig fit und wach – so rauchen betroffene Personen während des Konsums alkoholhaltiger Getränke häufig im wahrsten Wortsinn eine Zigarette nach der anderen, um gegen die Müdigkeit anzukämpfen.
Die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus
Die meisten Menschen kommen das erste Mal als Jugendliche mit Alkohol und Zigaretten in Berührung. In diesem Alter sind die Folgen beider Suchtmittel auf Körper, Gehirn und psychische Gesundheit besonders einschneidend. Denn bereits in kleinen Mengen belastet Alkohol die Leber, Nervenzellen, den Darm und die Psyche in starkem Maße. Mögliche Folgen: Krebserkrankungen, Leberzirrhose, Depressionen, Herz-Kreislauf-Störungen und viele weitere Krankheiten. Zudem kann regelmäßiger Alkoholkonsum bereits in geringen Mengen zur Abhängigkeit führen.
Für den menschlichen Organismus können auch die Folgen einer Nikotinabhängigkeit fatal sein: Das Aufnehmen von Nikotin zieht eine Verengung der Blutgefäße nach sich, gleichzeitig schlägt das Herz schneller, was langfristig in Bluthochdruck resultieren kann. Zudem kann Rauchen die Entstehung von Alzheimer fördern. Wird beim Rauchen Tabak konsumiert, was am häufigsten vorkommt, wächst auch das Krebsrisiko.
Bei gleichzeitiger Einnahme beider Stoffe, vergrößern sich die Auswirkungen der psychoaktiven Substanzen. So steigt das Krebsrisiko stark an, wenn Menschen alkoholische Getränke trinken und rauchen. Der tägliche Konsum von 25 Gramm reinem Alkohol in Kombination mit wenigstens einer Zigarette lässt das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, auf das Doppelte anwachsen. Bei noch häufigerem Konsum nimmt die Gefahr um das Zwölffache zu. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen sind nicht nur bei klassischen Zigaretten mit Tabak, sondern auch bei E-Zigaretten gegeben. Neueste Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung dokumentieren, dass elektronische Varianten in keiner Weise harmlos sind.
Frauen sollten zudem bedenken, dass geringe Mengen Nikotin und Alkohol während der Schwangerschaft schwere Folgen für das ungeborene Kind haben können, da die enthaltenen Giftstoffe über Nabelschnur und Plazenta ungefiltert übertragen werden. Der unvollständig ausgebildete Organismus des Kindes kann die toxischen Stoffe nur langsam oder gar nicht abbauen und so reichen bereits wenige Gramm Alkohol und geringe Dosen Nikotin, um bleibende Organschäden oder ein fetales Alkoholsyndrom zu verursachen. Des Weiteren müssen betroffene Neugeborene oft direkt nach der Geburt wegen Entzugserscheinungen intensivmedizinisch behandelt werden.
Alkohol- und Nikotinentzug:
Wie schafft man es, aufzuhören?
Ein großes Maß an Motivation ist notwendig, um mit dem Rauchen und Trinken aufzuhören. Es ist kein Kinderspiel, Suchtkrankheiten zu bewältigen, und so manchem ehemaligen Betroffenen ist der Entzug ausschließlich mit professioneller Hilfe gelungen. Statistiken zeigen, dass mehr als 90 Prozent derjenigen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, in den ersten sechs Monaten rückfällig werden. Hilfsmittel (bspw. Nikotinpflaster) können dabei unterstützen, körperlichen Entzugserscheinungen während des Rauchstopps Einhalt zu gebieten. Sie sind jedoch keine Garantie, dass der Entzug durchgehalten und der frühere Raucher zum Nichtraucher wird. Der physische Nikotinentzug ist oft schon nach drei Tagen überwunden, doch die psychische Abhängigkeit und damit einhergehende Symptome halten deutlich länger an. Auch Jahre später kann es noch zu psychischen Entzugserscheinungen kommen – vor allem, wenn ehemalige Raucher später alkoholhaltige Getränke konsumieren.
Ein gleichzeitiger Entzug von Nikotin und Alkohol ist eine noch größere Belastung. Menschen, die an einer Alkoholsucht leiden, sollten unter professioneller Aufsicht eines Suchtmediziners entziehen. Die Entgiftung erfolgt unter Zuhilfenahme von Medikamenten, um mögliche Entzugserscheinungen und Komplikationen des Entzuges in den ersten Tagen so gering wie möglich zu halten. Den Betroffenen werden darüber hinaus Strategien vermittelt, die ihnen helfen, das starke Verlangen nach Suchtmitteln langfristig zu überwinden und den Trink- und Rauchstopp auf Dauer durchzuhalten. Erfahrungen haben gezeigt, dass es Alkoholiker, die rauchen, einfacher haben, parallel von beiden Suchtmitteln zu entziehen. Dies verringert auch das Risiko für einen Rückfall. Denn wer nach dem Alkoholentzug nicht mit dem Rauchen aufhört, läuft immer wieder Gefahr, rückfällig zu werden – aufgrund der im Gehirn eingeprägten „positiven Erinnerungen“ an den gleichzeitigen Konsum von Alkohol und Nikotin.