Titelbild Suchtmittel Alkohol

Folgen der Pandemie

Folgeer­krankungen von ­Alkoholismus

Alkoholismus kann schwerwiegende physische Folgen verursachen. Im Prinzip kann Alkohol jedes Organ angreifen. Dazu gehören vor allem Herzmuskel-Erkrankungen, Leberzirrhose, Korsakow-Syndrom oder ein erhöhtes Krebsrisiko. Die Schwächung des Immunsystems sowie eine wesentlich verkürzte Lebenserwartung von ca. 10 Jahren sind weitere mögliche gravierende Folgeerscheinungen. Seit 1968 ist Alkoholsucht als Krankheit anerkannt. Deshalb werden Entzug, Therapie und Rehabilitation von allen gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. Körperliche Folgen sind jedoch nur die eine Seite der Medaille. Psychische Veränderungen der Persönlichkeit und ein Verlust sozialer Stabilität gehen in der Regel mit Alkoholismus einher. Für jeden Betroffenen geht es darum, die Erkrankung anzunehmen, vor den Folgen nicht die Augen zu verschließen und einen Weg aus der Abhängigkeit zu finden. Dafür gibt es inzwischen fachlich geschulte und erfahrene Suchtmediziner/Innen, die Hand in Hand mit weiteren therapeutischen Experten und deren Expertise wirksame Unterstützung aus einer Alkoholabhängigkeit weisen können.

Risiken erhöhten Alkoholkonsums

Es existiert kein Alkoholkonsum ohne negative Folgen. Schon kleine Mengen belasten den Körper und können Organschäden verursachen. Es gilt die Faustregel: Je mehr Alkohol konsumiert wird, um so schwerwiegender werden die Folgen. Ab welcher Menge können Folgeschäden auftreten? Für Frauen gilt eine Menge bis maximal 12 Gramm pro Tag und für Männer bis zu 24 Gramm als unbedenklich. Die Mengenangabe bezieht sich auf die tägliche Menge reinen Alkohols. Mengen, die darüber hinaus konsumiert werden, müssen als riskant mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für Spätfolgen angesehen werden. Deshalb gelten auch Menschen, die zwar keine Abhängigkeitssymptome zeigen, jedoch regelmäßig Alkoholmissbrauch in exzessiven Mengen betreiben, als ebenso gefährdet wie Alkoholiker, die bereits seit Jahren regelmäßig vermehrt trinken.

Körperliche ­Folgen von ­Alkoholmissbrauch

Die bekanntesten Folgen sind die Einflüsse von Alkohol auf die Leber und die Hirnfunktionen. Aber Alkoholismus kann im Grunde genommen alle Organe schädigen. Im Einzelfall können Lunge, Herz, Verdauungsorgane und auch die Haut in Folge einer Alkoholsucht geschädigt werden. Das gleichzeitige Auftreten mehrerer Begleit- und Folgeerkrankungen wird auch als Multimorbidität bezeichnet. Regelmäßiger Alkoholkonsum hemmt außerdem die Nährstoffaufnahme. So kann es zu Mangelversorgung in Zellen kommen.

Alkohol und ­Leberzirrhose

Die Leber ist als sogenanntes Entgiftungsorgan des Körpers am häufigsten durch eine Alkoholabhängigkeit belastet. Der Abbau von Alkohol erfolgt über die Leberzellen. Nur rund 2 bis 5 Prozent des konsumierten Alkohols werden durch Schweiß, Urin und Atemluft ausgeschieden. Liegt ein Alkoholexzess vor, muss die Leber auf Hochtouren arbeiten. Dabei wird Alkohol in Acetaldehyd umgewandelt. Dieses erste Abbauprodukt schädigt in großen Mengen die Zellen der Leber und damit deren Funktion. Außerdem geht der Alkoholabbau mit einem eingeschränkten Fettsäureabbau einher. Dies begünstigt die Neusynthese von Fettsäuren, die sich dann in den Leberzellen abgelagern. Das führt nach und nach zur sogenannten Fettleber. Bei anhaltendem Alkoholkonsum und ohne medizinische Behandlung entwickelt die Fettleber dann eine irreversible Zirrhose. Ein vorzeitiger Tod ist unvermeidlich.

Spätfolgen im Gehirn

Das Abbauprodukt von Alkohol ist ein echtes Nervengift. Die Schädigung von Hirnzellen gehört deshalb auch zum Alkoholismus. Man kann in der Folge der Schädigungen Aufmerksamkeitsdefizite, Gedächtnislücken, Konzentrationsverlust und sogar Mängel des Urteilsvermögens erkennen. Das Korsakow-Syndrom ist eine besonders starke Folge der Gedächtnisstörung. Nach langjährigem Alkoholmissbrauch entsteht ein Mangel an Vitamin B1. In wenigen Fällen kann sich das Korsakow-Syndrom nach einer unbehandelten Wernicke-Enzephalopathie, die zu weiteren massiven Schäden im Hirn führt, einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen. Dieser Komplex wird Wernicke-Korsakow-Syndrom genannt. Eine unspezifische Demenz, ein Hirninfarkt oder eine Epilepsie sind weitere mögliche Folgen von Alkoholismus oder Alkoholmissbrauchs.

Alkohol und Folgen für das Herz-Kreislauf-System

Abstinente (trockene) Menschen haben eine deutlich geringere Neigung einen Herzinfarkt, Vorhofflimmern und eine allgemeine Herzschwäche zu erleiden als Alkoholiker. Regelmäßiges Trinken erhöht den Blutdruck. Dadurch können Gefäßschädigungen entstehen. Außerdem können durch einen erhöhten Konsum von Alkohol Entzündungen und Arteriosklerose begünstigt werden.

Schädigungen des Magen-Darm-Trakts

Nicht nur Leber, Hirn auch der Verdauungstrakt wird durch regelmäßigen Alkoholkonsum geschädigt. Speiseröhren- und Magenschleimhautentzündungen, Speiseröhrengeschwüre, Sodbrennen sowie Entzündungen der Schleimhaut des Zwölffingerdarms sind häufige Alkohol-Auswirkungen. Liegen erst chronische Entzündungen der Speiseröhre oder Magenschleimhaut vor, erhöht sich das Risiko für Speiseröhren- oder Magenkrebs. Hier spielt nur die Menge des konsumierten Alkohols eine Rolle, nicht dessen Art. Mit jedem weiteren Glas steigt das Krebsrisiko. Studien zeigen, dass einen Zusammenhang zwischen stetig gestiegenem Pro-Kopf-Konsum und der Anzahl der jährlich neu an Speiseröhrenkrebs Erkrankten. Deren Zahl hat sich inzwischen verdoppelt. Eine vorgeschädigte Schleimhaut kann zu Schleimhauteinrissen zwischen Magen und Speiseröhre führen. Das nennen Mediziner Mallory-Weiss-Syndrom.

Alkoholmissbrauch ­schädigt die Lunge

Eine Schwächung des Immunsystems infolge von Alkoholkonsums kann eine Infektion der Atemwege begünstigen. Deshalb ist zu beobachten, dass Alkoholikern häufiger Entzündungen von Bronchen und Lunge aufweisen. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht außerdem die Entzündungswerte in den Atemwegen. Dadurch können Infektionen ausgelöst werden.

Psychische Folgeerscheinungen von ­Alkoholismus

Neben den physischen Erkrankungen ist erhöhter Alkoholkonsum fast immer mit psychischen Störungen verbunden. Angststörungen, Psychosen oder Depressionen werden bei Betroffenen am häufigsten beobachtet. Rund ein Drittel aller Menschen mit einer Abhängigkeit von Substanzen zeigen auch psychische Beeinträchtigungen. Eine psychische Erkrankung kann jedoch ebenso zu einer Alkoholabhängigkeit begünstigen. Deshalb muss jede Art von Begleiterkrankung bei der Therapie einer Alkoholabhängigkeit stets mit einhergehenden psychischen Störungen aufeinander abgestimmt werden. Wird dies nicht beachtet kommt es eventuell zu einer sogenannten Pingpong-Therapie. Betroffene werden zwischen beiden Therapieangeboten hin und her geschoben. Das führt häufig zu einem Therapieabbruch.

Angststörungen

Angststörungen oder Panikattacken können psychische Begleiterscheinungen durch einen erhöhten Alkoholkonsum sein. Rund jeder Zehnte leidet ein- oder mehrmals im Leben daran. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung wirkt Alkohol eben nur für eine sehr kurze Zeit beruhigend. Im Verlauf des Missbrauchs wird Ängstlichkeit eher verstärkt. Ein Effekt starken Alkoholkonsums ist die Ausschüttung des Botenstoffes GABA, der beruhigend wirkt, allerdings wird andererseits der Glutamat-Spiegel angehoben. Dies steigert wiederum die Empfangsbereitschaft der Nervenzellen und wirkt hemmend auf Glutamat-Rezeptoren. Sinkt dann der Alkoholpegel, vermindert sich der beruhigende GABA-Spiegel im Blut und die zuvor unterdrückten Glutamat-Rezeptoren werden wiederum aktiv. Daraus folgt eine Übererregung des Nervensystems, die mit Nervosität und Ängstlichkeit einhergehen. Diese Zustände werden oft mit erneuten Alkoholkonsum unterdrückt. Es kommt zu einem Teufelskreis.

Depressionen

Die schädigende Wirkung eines chronischer Alkoholkonsum auf das Gehirn ersetzt bzw. hemmt natürliche Botenstoffe. In der Folge werden die körpereigene Produktion von Botenstoffen heruntergefahren. Alkoholabhängige fühlen sich dann nur noch gut, wenn sie trinken. Dieser Prozess fördert, dass sich soziale Faktoren wie Scham und Ausgrenzung verstärken. Dieser Teufelskreis treibt die Betroffene schließlich in eine Depression. Oft können dann verabreichte Antidepressiva nur noch bedingt Linderung verschaffen. Die Wirkung des Alkohols verändert den Einfluss von Psychopharmaka.

Folge Alkoholpsychose

Abstinente (trockene) Menschen haben eine deutlich geringere Neigung einen Herzinfarkt, Vorhofflimmern und eine allgemeine Herzschwäche zu erleiden als Alkoholiker. Regelmäßiges Trinken erhöht den Blutdruck. Dadurch können Gefäßschädigungen entstehen. Außerdem können durch einen erhöhten Konsum von Alkohol Entzündungen und Arteriosklerose begünstigt werden.

Soziale Folgen von ­Alkoholismus

Persönlichkeitsveränderungen durch Alkoholkonsum können schlimmstenfalls zu Ausgrenzung und sozialem Abstieg führen. In den Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit drängt sich zunehmend das starke Verlangen nach Alkohol. Familie, Freunde und Verantwortung im Beruf geraten in den Hintergrund. Leistungsabfälle, Fehlzeiten und eine vermehrte Unfallhäufigkeit im Beruf, verbunden mit Aggressivität und Geringschätzung gegenüber dem Partner und den Kindern ziehen Betroffene immer tiefer in den Abgrund. Am Ende stehen oft Scheidungen, soziale Isolierung, eventuell Verlust des Führerscheins und der Verlust des Arbeitsplatzes.

Das Fetale ­Alkoholsyndrom?

Eine weitere Folge von Alkoholsucht ist das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), auch Alkoholembryopathie (AE) genannt. Betroffen ist, hier nicht die alkoholtrinkende Schwangere, sondern das ungeborene Kind. FAS ist die Bezeichnung für vorgeburtlich entstandene Kindsschädigungen. Auslöser ist stets ein erhöhter Alkoholkonsum einer Mutter während der Schwangerschaft. Gesichtsmissbildungen, Bewegungsstörungen, ein zu kleiner Kopf, geistige Behinderungen oder Herzfehler können Symptome eines Fetalen Alkoholsyndroms sein. In der Regel sind die Defekte und Defizite umso gravierender, je früher in der Schwangerschaft der Alkoholkonsum stattgefunden hat und je größer der Konsum war. Ist die Organbildung bei Fötus abgeschlossen, entwickeln sich meist keine oder nur geringe Fehlbildungen. Allerdings sind kognitive und verhaltensbezogene Störungen möglich. Hier liegt dann meist eine Schädigung des Zentralnervensystems vor. Mediziner nennen dies dann einen Fetalen Alkoholeffekt (FAE).

Können Folgen ­einer Alkohol­abhängigkeit verhindert ­werden?

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk an Regenerationsfähigkeit. Die meisten Organe können sich auch nach einem längerem Alkoholkonsum regenerieren. Immunsystem, Haut und Blutdruck können sich innerhalb weniger Wochen, Magen und Gehirn meist nach ein bis zwei Monaten erholen. Ist noch keine Leberzirrhose aufgetreten, stabilisieren sich Leber und Blutwerte schon nach sechs Wochen. Allerdings muss dann tatsächlich ein qualifizierter Alkoholentzug absolviert werden. Der Phase der Entgiftung schließt sich dann eine konsequente Nachsorge in Form ambulanter Therapien zur erfolgreichen Entwöhnung an.